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Der Fritten-Humboldt

Meine Reise ins Herz der Imbissbude

Erschienen am 15.03.2010
14,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442312191
Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 21.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine Entdeckungsreise durch die deutschen Frittenbuden

Als TV-Imbisswirt Ingo steht er in der legendären WDR-Serie ''Dittsche - Das wirklich wahre Leben'' hinter dem Tresen der Eppendorfer Grillsation in Hamburg und bietet seinem Stammgast Dittsche alias Olli Dittrich Paroli. Jetzt hat Jon Flemming Olsen die Perücke abgelegt und sich aufgemacht, das wahre Imbissleben zu erforschen. Einen Sommer lang war er unterwegs, um in jedem Bundesland einmal hinter dem Tresen zu stehen, Currywürste zu schneiden, Teller zu spülen und vor allem - den Befindlichkeiten der Menschen nachzuspüren. Denn ob bei ''Alles Wurscht'' in München oder dem ''Glückauf-Grill'' in Dorsten: zwischen Fritteuse und Flaschenbier lauert das wirkliche wahre Leben. So ist der Fritten-Humboldt nicht nur eine amüsante kulinarische Expedition, sondern auch ein Deutschlandporträt der ganz besonderen Art.

Leseprobe

Heute ist Freitag. Als ich die Pension betrete, bin ich enttäuscht. Das hatte im Internet aber besser ausgesehen. Hier, in der nordfriesischen Realität, muss ich mit meinem Koffer erst an einem verwaisten Softeisstand vorbei und mich dann durch ein leeres, aber stark mit Stühlen vollgestelltes Restaurant hindurchkämpfen, bis ich am Tresen des Schankraumes eine Art Rezeption ausmachen kann. Niemand da. »Hallo?« Nichts zu hören. Nur entferntes Tellerklappern aus der Küche. Steht hier eine Glocke auf dem Tresen? Nein. Ich werde etwas lauter. »Hallo!?« Die Fachkraft kommt aus der Küche herbeigeschlichen. »Guten Tag, mein Name ist Olsen.« Dass ich ein Zimmer reserviert habe, lasse ich unerwähnt. Das ist natürlich nicht nur ein Zeichen meiner Weltläufigkeit, sondern auch ein Test: Eine wirklich fähige Rezeptionistin wird aus meinem Satz von ganz allein und ohne Nachfragen die richtigen Schlüsse ziehen. »Schönen guten Tag«, entgegnet die Fachkraft, »haben Sie reserviert?« Danke, das war's, denke ich. Scharfer Geist und Professionalität sind an diesem Ort offenbar nicht zu Hause. »Ja«, erwidere ich immer noch höflich, aber auch ein bisschen gelangweilt, »natürlich.« »Und der Name war.?« »Olsen. OLSEN.« Eine kleine Pause entsteht. Die Fachkraft schaut in ihr Buch. Ich weiß schon, was jetzt kommt: ein Ausdruck des Bedauerns, ich sei nicht zu finden, die erneute Frage nach meinem Namen. »Wahrscheinlich haben Sie mich unter meinem Vornamen drin«, sage ich müde, »Das kenne ich schon. Schauen Sie doch bitte unter >Flemming<.« »Flemming?«, fragt die Fachkraft nach und beugt sich wieder über ihr Buch. »Nein.«, sie blättert um, »Flemming habe ich auch nicht.« »Das gibt's doch gar nicht.« »Ach, Moment!«, das Gesicht hellt sich auf. » Für morgen hab ich Sie drinstehen! Hier.«, sie deutet auf eine Stelle auf der vollgekrakelten Seite, »Olsen.« »Wie auch immer«, entfährt es mir genervt, »ich bin aber nun mal heute da.« »Ja, ja«, beeilt sich die Fachkraft zu sagen, »aber Sie stehen erst für morgen drin, sehen Sie? Olsen - Freitag, der 14.« Jetzt wird es mir aber wirklich zu bunt. »Aber heute ist doch Freitag.« »Nein, nein«, erwidert mein Gegenüber mit einem entschuldigenden Unterton, »heute ist Donnerstag.« »Heute ist. Freitag.« »Nein, wirklich - heute ist Donnerstag. Hier.« Sie zeigt mir ihren Kalender. Donnerstag. Ist das wahr? Kann das wirklich wahr sein? Ich frage noch mal nach. Ob sie sich auch ganz sicher sei? »Ganz bestimmt!«, bekräftigt die Fachkraft. »Das tut mir ja nun leid.« Ich lache, aber es klingt wahrscheinlich etwas hölzern. Mein Kopf fühlt sich mit einem Mal sehr leer an. Heute ist also erst Donnerstag. Und nicht Freitag. Ich bin tatsächlich losgefahren in der Überzeugung, es wäre Freitag? Das ist mir ja noch nie passiert. »Tja«, sage ich, »dann fahre ich jetzt wohl wieder nach Hause. und morgen komm ich wieder, und.« Ich weiß nicht, wie dieser Satz weitergehen soll. »Wissen Sie was?«, sagt die Fachkraft. »Nein.« »Und morgen tun wir beide dann einfach so«, sie zwinkert und beugt sich mir ein ganz kleines Stück entgegen, »als hätten wir uns noch nie gesehen.« ». als hätten wir uns noch nie gesehen.«, echoe ich und lächele hilflos. »Ist das nicht eine gute Idee?« »Ja, das ist. prima.« Die Fachkraft strahlt mich an. Auf ihrem Schildchen steht »Carstensen«. »Na denn, Herr Olsen, - bis morgen!« »Ja. Bis morgen, Frau Carstensen.« Es ist also noch mal Freitag. Ich fahre durch die bratpfannenflache Weidenlandschaft Nordfrieslands. Der Himmel kann sich heute nicht so ganz entscheiden: Hellgrau und Dunkelgrau kämpfen sowohl gegeneinander als auch gemeinsam gegen knalliges Blau, und alles wirbelt in unendlich vielen Schattierungen unentwegt durcheinander. Es ist mächtig was los da oben, denke ich - wahrscheinlich mehr als hier unten. Das kleine, graue Band der Landstraße durchschneidet sattes Grün und kleine Wäldchen, ab und zu schimmert das Ziegelrot eines Gehöfts durch die Leseprobe
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